Todesrock

Wow, es wird massiv gestorben in der Popszene des frühen Jahres 2016. Erst half einem Lemmy noch hinüber ins neue Jahr, dann folgten gleich David Bowie, Glenn Frey, Paul Kantner, Signe Anderson und Maurice White... Wer wohl danach dran ist? Meist waren es betagte Geister (was ist das denn?), die uns da verließen. Aus einer anderen Zeit. Aus einer Zeit, als Pop noch etwas bedeutete. Kanye West soll ja demnächst das beste Album aller Zeiten veröffentlichen, heißt es.... Nun denn, wohlan. Mach mal! Dieser Mann ist ja auch für seine Bescheidenheit bekannt. New School vs. Old School. Maurice White zum Beispiel wird nachgesagt und auch gleich vorgeworfen, dass er aus allen Ecken zwischen Funk, Groove, Melodie und Jazz das Beste zusammen klaubte, um es in seiner Musik zusammenzusetzen. Nun ja, das muss man auch so gut können wie er. So einer ließ nie verbreiten, dass er das Beste überhaupt machte oder dass er die Welt erfunden habe. Er nahm nur auf, was er für die Band Earth, Wind & Fire maßschneiderte. Und das war nicht gerade schlecht, brachte unwiderstehliche Ohrwürmer wie „Shine on“ oder „September Song“ und führte das breite Publikum an ein afrikanisch tönendes Instrument wie die Kalimba heran, die er immer wieder elegant in die Gehörgänge schmuggelte. Ich muss da grinsen, wie lässig er das machte. Er war der Mastermind seiner Band und Disco. Er spielte manchmal Schlagzeug und drehte damit seine Loopings auf der Bühne. Haha.  Ich sah die Eagles damals live, als sie mit „Hotel California“ den großen Hit hatten. Nun, die parallel geführten und sich gegenseitig hochsteigernden Gitarrensoli am Ende waren ja auch nicht gerade schlecht, die Melodieführung samt Gesang äußerst ausgefeilt und das Los-Angeles-Feeling noch nicht so ausgelutscht wie später. Zwischen den Zeilen war da immerhin einiges verborgen, das eher in die teuflische Dunkelheit wies als in die helle kalifornische Sonne. Diese Ambivalenz drin zu haben, war ja auch nicht ganz schlecht, - oder? Hatte irgendetwas mit Phantasie zu tun und spielte einigermaßen kreativ mit der Doppeldeutigkeit. Das alles um die Eagles herum war samt Laurel Canyon, Jackson Browne, Joni Mitchell, David Crosby, Carly Simon und Graham Nash damals hip und ist es heute gar nicht mehr. Museum, igitt. Methusaleme. Naja, ein bisschen dekadent sind sie schon geworden. Andere sind das von Anfang an. Und: "Trau keinem über 30!". Was Paul Kantner in die frühen Jefferson Airplane einbrachte, war Inhalt, war Hippietum und Weltanschauung und ein selbst im Drogennebel aufgerautes Weltbild, das im Nebel so etwas wie "Befreiung" suchte. Dass er später noch bei Starship mitmachte, darf man ihm getrost nachsehen. Der Mann stand für etwas. An der Lebensleistung für die Rockmusik ändert das späte Schaffen ohnehin nichts und brachte ihm zudem noch ein paar der Kreuzer ein, die ihn wohl eher unabhängiger machten als reich.

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