Wie das damals war

Ich las anlässlich ihrer frisch herausgegebenen Biografie dieser Tage irgendwo ein Interview mit Chrissie Hynde, der ehemaligen Sängerin der Pretenders, die inzwischen die Sechzig auch locker überschritten hat. Mir blieb besonders ihr Satz hängen, dass der Rock'n Roll und mit ihm seine gesellschaftliche Wirkung tot sei und die Popstars heutzutage meist Handtaschen oder  Ähnliches verkaufen würden. Sie hat die Rolle der Drogen thematisiert und dabei zur Sprache gebracht, dass sie damals alles genommen hat, was für sie erreichbar war. Fast der gesamte Rest der Pretenders ist ja dabei gestorben. Heute ist das ja ein Phänomen der "feinen Leute" und sogenannten „Leistungselite“, die sich damit einen besonders exquisiten Genuss gönnen will, was zeigen soll, dass sie es sich leisten kann.

Das Moment der Rebellion war für Chrissie wichtig, - ich habe dabei gedacht, dass die Rockmusik damals auch ein probates Mittel war, Identität in der (gelegentlich auch nur versuchten) Abgrenzung zu gewinnen. Es hatte etwas von einem Aufbruch ins Ungewisse (für manche auch ins Gewisse, - so verbreiteten sie mit ihren Idiologien und Utopien jedenfalls gerne...). Die Horizonte waren noch nicht codiert, Musik und „das Leben“ überschnitten sich, gaben sich gegenseitig Impulse. Musik trug ein Lebensgefühl, war nicht so eindeutig das Showgeschäft der Konzerne - wie heute. Man hatte eine Gemeinsamkeit: man war gegen etwas. Eine weitere Gemeinsamkeit war, dass man meist nicht so genau wusste, gegen was man war. Heute macht die Hynde mit beim Zirkus des Showgeschäfts (so gut es halt geht...), hat in irgendeiner Besetzung die Pretenders wiederbelebt und gibt demnächst unter diesem Namen ein weiteres Album heraus. Ja klar, man muss ja schauen, wo man bleibt. Ob es das ist? Ich rätsle. Aber ihre Stimme fand ich immer (auch und gerade am Anfang!!) gut und beschäftigt mich heute noch. 

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