Einer unter Vielen

Ob jedem Musiker ein Geheimnis innewohnt, etwas Magisches und Einzigartiges, was nur er auf der ganzen Welt zustande zu bringen fähig ist? Eine Art innerer Stimme, oder das, was eine Romantik einmal den „göttlichen Funken“ genannt hat? Das Eine, Unveränderliche und Typische? Bob Dylans Stimme oder Miles Davis Trompetenton? Ob es das offensichtlicher macht? Oder ob eine Art technisches Können der Maßstab ist? "Es" gut zu können? Die Fähigkeit, eine musikalische Idee formal versiert zu formulieren. Wie wäre das etwas bei diesem Saurier Bob Dylan, der ja doch einen sehr eingeschränkten Stimmumfang zu haben scheint. Der bei jedem Casting und Vorzeigewettbewerb schon in der allerersten Runde ausscheiden würde. Ob ein Musiker seine Fähigkeiten auch kommunizieren sollte, sie in einer von allerlei elektronischen Medien durchstochenen Wirklichkeit oder Virtualität „darstellen“ willens sein sollte?

Ob es eine Maschine geben wird, die das überraschend Originelle, das „Eigene“ kopieren kann? Ob sie in die Rolle eines elektronischen Mitarbeiters wird schlüpfen können, einer, der auch zu Überraschungen und Überschreitungen fähig ist? Der Grenzen überspringen kann? Einer, der nicht nur Klischees aufnimmt, um sie zu variieren und das dann als Können verkauft? Als wohlfeiles Handwerk? Ob das alles, der ganze Mechanismus mit einer Art (Selbst-) Täuschung funktionieren muss? Schon heute gibt es Algorithmen, die einem Kreativen oder Künstler nachweisen, dass das, was er gerade als Ausbund seiner eigenen Originalität feiert, schon 1000 mal gemacht worden ist. Dass er nicht auf der Spur des Besonderen ist, sondern der des Allgemeinen. Menschen als Klon ihrer selbst, die an ihre Originalität glauben, von der Realität aber nicht wahrgenommen werden? Das Wissen ist auf der Suche nach dem Zufall, nach dem Einzigartigen, nach dem Überschreiten und dem Bruch im Erwartungshorizont, was wiederum unsere Aufmerksamkeit fordert. Was wäre da beispielsweise der Blues? Ginge es in ihm darum, in einem kollektiven Flow zu sein, als Teil eines Ganzen, das unter anderem auch gewisse soziale Werte tragen könnte.

Vielleicht.

Aufmüpfigkeit. Revolte und Resignation. Aufbegehren. Brennen. Leiden. Schmerz. Traurigkeit. Aber nicht subjektiv und einzigartig, sondern kollektiv und die Vielen betreffend. Das könnte auch etwas vom Blues sein.  

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