Musikkritiker

Kritiker stehen an der Seite, geben gute Tipps und beraten schreibend, können aber auch richtig böse werden, wenn ihre Anweisungen und Weltsichten nicht befolgt werden. Pop sei immer grell, verrückt, verwirrend und oberflächlich, spiele ständig mit Verweisen, spiele an, gebe allzeit Orientierung, sei Mittel der Rebellion oder des Protests (alt) oder Ausdruck eines Lebensgefühls (relativ neu), er lade ein zur Projektion und sei wahnsinnig abgefahren. Pop sei ohnehin tot und schöner Selbstzweck, sei dekonstruktiv, ein bisschen destruktiv, allzeit so ungeheuer authentisch und solle keinesfalls nur in bestimmten Situationen gehört werden, er sei keine „Musik zum Abwaschen“, „zum Kochen“, „zum Joggen“ oder zum „Bude putzen“, auch nicht zum Beischlaf oder zum Mut fassen. Pop sei rau, ja klar. Ergriffenheit sei nicht immer am Platze, aber manchmal doch. Bedingt sei sie, die Popmusik, auch zum klischeehaften Untermalen von Kinofilmen oder Videoszenen geeignet, global sei sie ohnehin, schon gar nicht sei sie aber zum Wiederentdecken da, zum Transportieren von rechten Inhalten (Igitt!) oder überhaupt, von Inhalten, - schon viel eher für "Content". Kein Zweifel, der Pop (der ja keinesfalls von „Pope“ oder gar von „Poppen“ kommt) kann, will und soll auch Orientierung geben, denn alles kann man ja nicht hören. Das muss schon ein anderer für einen übernehmen.

Also muss zumindest ein Maßstab her von einem "guten Musikkritiker", einem Durchblicker, einer, der Bescheid weiß, der herzlich verreißt und präzise spitzmündig lobt, mit Leidenschaft und Hingabe, einer, der um die Charts und um die Moden weiß, die Telefonnummern hat und die richtigen Leute kennt, einer, der immerzu jung ist, weil ja Pop nur für und von den Jungen ist, die auch nicht so recht wissen, was das denn sein soll. Pop ist globale Unterhaltung, Pop ist schönschlank (keineswegs vollschlank!) macht Sehnsucht und ist berauschend, Pop ist Sex und das, was alle eint, aber keineswegs Pink Floyd oder die Rolling Stones, die ja alt, satt und so mainstreammäßig peinlich profitorientiert sind. Pop, die Türe zum Paradies, mache zwar immer weiter, trage auch Turnschuhe, habe aber kein Hawaii-Hemd an, das schon gar nicht, - sie oder er sei lässig cool und sowieso nichts für alte Säcke, anyway. 

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