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Sternengriff

Da krakelte noch vor kurzem der große Lemmy mit seiner Warze auf den Bühnen dieser Welt herum. Rechtzeitig hatte er seine Figur heraus modelliert, stand für etwas und war damit bis zum Ende erfolgreich. Aber sterblich war er doch, auch wenn er von sich möglicherweise das Gegenteil behauptete, - wie berichtet wird. Jimi Hendrix griff nach den Sternen und genoss im Übrigen die Gnade der frühen Geburt. Jaco Pastorius ersoff im Rausch und viele andere folgten ihm nach, als Reflektion des Zeitgeists. Nach den Sternen greifen. Die Gemeinsamkeit zwischen Musikern und Drogenleuten. Was ist dieser damalige Zeitgeist heute noch wert? Es wurde gestorben, der Tod fraß Vieles auf. Die Hippies sind ein verblasster Mythos, sie wollten viel und erreichten nichts.

 Interessiert sich noch jemand dafür, oder sind wir schon längst weiter auf unserem Weg in den Abgrund? Ein großer Romanautor bringt seinen tausendsten Roman auf den Markt: Er hat es raus, gewiss. Eine Figur der Kultur. Damen sind im Zeitgeist geschminkt, Herren sind sowieso nicht mehr das, was sie einmal waren. Die einstigen Berufsjugendlichen sind grau geworden, da ist nichts mehr zu verbergen. Eric Clapton, so geht die Kunde, müsse jetzt auf die Bühne geschoben werden. BB King hat es ihm wohl vorgemacht. Einzig der unverwüstliche Jeff Beck macht auch mit Lederhaut immer noch sein Ding, stiefelt mit Sternentönen einher und formt etwas, das er durch die Zeit treibt. So privilegiert müsste man sein! Das alte Ideal des Rock‘n Rollers hochhalten. Amy Winehouse? Tragisch! Ach ja, die Rolling Stones sind auch noch da und absolvieren offenbar eine weitere Luxus-Tournee…. Man ist inzwischen so weit, dass man das gut finden kann. Auch sie, die Stones, sind eine Spur der Zeit, doch welcher? Die neuen Wilden sind inzwischen längst die alten Wilden und Wim Wenders schauet mild auf dem Tisch herum. Die Struwelpeters, gewiss, sie sind verschwunden. Sie sind nicht mehr korrekt, so sagt man, so sagen gewisse Leute. Keith Emerson hat längst aufgegeben, nachdem ihm Jack Bruce ein Beispiel gab. Sie haben alle mit Wasser gekocht, so die Entdeckung heute. Stephen Stills soll eine Villa in Beverly Hills bewohnen und sich über die Ruchlosigkeit der gegenwärtigen Popszene beklagen. Überall Verkäufer. Besonders viele scheinen sich in der Popszene zu befinden. Sie sind pünktlich zur Stelle bei großen Events, bei denen sie ihre „Kunst“ gegen Eintrittsgeld verkaufen. Selbst die Sternstunde von einst kostet jetzt Geld. Sterne sind zu "Stars" geworden. "Prominente". Jack Nichelson geistert mit irrem Blick hindurch. Er hat einst diese irren Träume bevölkert, die einem jetzt verkauft werden sollen. Populismus, was ist das? Hat das etwas mit Popstars zu tun? Die original Batik-Gedächtnis-T-Shirts sind heute teuer…. Vietnamkrieg? Verrückte „Bewusstseinserweiterung“? Die einstigen Protestonkels geben sich inzwischen alle Mühe. Richard Nixon wollte sich als präsidialer Zampano verkaufen und scheiterte kläglich. Die Lüge ist jetzt der neue Glaube und überhaupt: Alles wird gut. Manager, Geschäftemacher und Halsabschneider haben längst die Macht übernommen und lassen sich abends und morgens per Helicopter ins traute Heim fliegen. Das Tolle: Sie akzeptieren das alle. Müssen eine Familie versorgen, ein Haus abzahlen. Wollen weiterleben. Können es sich leisten oder nicht leisten….