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Hey Jimi

Was war uns damals Jimi Hendrix? Es gehört ja heute zur aesthetical correctness, ihn als „besten Gitarristen aller Zeiten“ zu bezeichnen. Vor einiger Zeit freilich ging ich in seiner Heimatstadt Seattle so für mich hin und bedauerte, dass es keinen Anlaufpunkt für diesen berühmten Sohn der Stadt gab. War er eine „arme Sau“? Kein Teil der „offiziellen“ Kultur? Rassistisches Opfer? Natürlich empfanden wir damals alles von ihm als tolle Ungeheuerlichkeit. Es kam von einem fremden Stern über uns, wie so vieles in dieser Zeit. Grenzüberschreitung war immer und überall angesagt, neue Horizonte wollten erschlossen werden, Kreativität war ein wichtiger Wert und hatte noch nicht jenes Geschäftliche, was so viele von uns abstößt. Magie war ein wichtiger Wert. Unserer Sehnsucht gab er einen Rahmen, einen Ausdruck. Das Unglaubliche zu realisieren, schien ihm ein Anliegen zu sein. Ich habe noch oft empfunden, wie gut er war, gerade wenn ich seine vielen Epigonen und technisch ein bisschen begabten Kopierer hörte, diejenigen, die versuchten, ihn nachzumachen und daraus ein Geschäft zu machen. Es schien so, als würde vieles einfach aus ihm heraus kommen und als könne er das unmittelbar auf seinem Instrument umsetzen. Kein Zweifel, er war im wahrsten Sinne des Wortes ein naiver Künstler, machte sich keine großen Gedanken darüber, was es war, was da aus ihm drang, wie und warum er etwas machte. Die großen Linien: Ja. Er spielte ja auch diese großartige Version von „Stars Sprangled Banner“ und wollte dadurch etwas bewirken (und wenn es nur pure Aufmerksamkeit war...), er verbrannte seine Gitarre, spielte mit ihr hinter seinem Rücken (Chuck Berry-Schule!), liebkoste sie, warf sie von sich und vollführte noch so manches Mätzchen. Aber da schien (!) wenig Berechnung zu sein, - was ihn von vielen heutigen „Künstlern“ unterscheidet. Der Mann hatte seine Gitarre, aus der er seine Seele heraus holte und uns zeigte. Nichts als die Gitarre. Ja, wir nahmen ihm dies ab. Wir spürten, wie er das Innerste nach Außen kehrte. Er war Pionier und ging voran, ohne dass er es wusste. Und wir wussten, dass er kein Heiliger war, dass sich unter der Marke „Hendrix“ so manches geschäftliche Anliegen verbarg. Es schien uns nicht wesentlich zu sein. Eine Attraktion sollte ausgenommen und ausgebeutet werden, so die Gschäftlhuber. Ob der Künstler selbst gebührend davon profitierte?