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Intensität der Gewalt

Dylan ist mal wieder oder immer noch unterwegs. Seine Tournee soll ja nie enden, so heißt es. Und die Journalisten berichten wieder, dass er der Allergrößte sei. Die Willi Wichtigs dieser Gesellschaft stimmen da eifrig zu und erinnern sich gerne. Nicht nur der Rock'n Roll, sondern auch das Leben besteht offenbar aus Wiederholungen. Bloß, dass diese eine Wiederholung mit Dylan bald zu Ende gehen wird, auch wenn sie alle ihn für einen Heiligen halten. Auch wenn er, wie es oft heißt, mit dem Abkupfern von Baudelaire und Brecht, unsterblich geworden ist. Wahrscheinlich grinst er heimlich sich eins darüber. Der Mann maskiert sich, so gut es geht, schlüpft dauernd in neue Rollen. Im Publikum aber behaupten sie aber so störrisch wie unbeirrbar, es gehe um Authentizität. Auch bei ihm. Früher wurde sie offenbar weithin verbreitet mit Lautstärke hergestellt. Das war damals noch was..... Doch mittlerweile gibt’s das in den Clubs und Discos überall: die physische Ebene der Musik, das Rumoren im Darm, das Vibrieren unter der Schädeldecke. Kann man ja mit dem leisesten Titel per Kopfhörer herstellen!

Ach ja, der Dylan, damals in Newport! Epochal. Heute ist High Fidelity angesagt, jedenfalls bei denen mit dem besseren Geschmack und bei denen, die es sich leisten können. Die hinteren Ränge vergnügen sich heute bei MP3 und Billig-Streaming, das ja von großen Geistern wie Neil Young so laut und nachhaltig gegeiselt wurde. Aufruhr. Rebellion. Extremismus. Leider ist das alles abgeglitten und schief gegangen. In Drogen untergegangen. In künstlich chemischen Fluchträumen. Durchzieht inzwischen alle Gesellschaftsschichten. Fing mal als Avantgarde an. Längst scheint Gewalt und Agression dazu gekommen zu sein. Dafür scheinen nicht nur  Metal und Hiphop genügend Beispiele abzuwerfen. Das so gelobte dumpfe Donnern und Grollen, es wurde von einer riesigen Maschine hervorgerufen, deren Häuptlinge sich jeweils per eigenem Düsenjet durch die Welt fliegen lassen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Das Startum hat jedenfalls von Anfang an zum Rock'n Roll gehört.... Rock'nRoll als sozialer Aufstiegskanal. Ach, man kann die „Erklärungen“ und rechtfertigenden Klischees schon gar nicht mehr hören! Jetzt gilt nur noch die große Familie, die Metallicas Musik offenbar herstellt. Eine Familie der Gleichgesinnten. Der Gleichgerichteten. Der Konsumentenmasse. Perfekt und gnadenlos sei sie, die Metallica-Musik, so las ich. Kraftvoll roh. Schiere Aggression. Ob das so einhellig positive Attribute sind? Die Scheinwerferkegel kreisen. Jubel. Energie. Intensität von der Bühne.

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